Über das freien Aufstellen kann sich jede Person Problemsituationen seines Lebens zum besseren verstehen, erkennen oder zur Lösungsfindung genauer anschauen.
Beim „Freien Aufstellen nach Olaf Jacobsen“ leiten die Teilnehmer ihre aufgestellte Thematik eigenverantwortlich und so sie möchten selbst. Als Organisatoren stehen wir ihnen aber gern auch als Moderator zur Seite, wenn sie sich im freien Umgang mit der Aufstellung noch unsicher fühlen. Jedes Problem kann verdeckt oder offen aufgestellt werden. Der Aufsteller überlegt sich, was genau er sich anschauen möchte. Wenn z.B. ein Problem in seiner Gegenwartsfamilie, Freundes- oder Arbeitskreis oder in einer anderen Situation besteht, dann sucht er sich aus der als Stellvertreter zur Verfügung stehenden Gruppe Personen aus, die für die jeweils am Problem beteiligten Personen stellvertretend zur Verfügung stehen. Wobei jeder Vertreter eigenverantwortlich entscheidet, ob er sich zur Verfügung stellt.
Beim verdeckten Aufstellen sagt der Aufsteller den Stellvertretern weder, welches Problem hier aufgestellt wird, noch wer für welche Person steht. Ihm selbst muss es aber klar sein, wer für wen zur Verfügung steht. Niemand aus der Gruppe ist eingeweiht – auch der Moderator nicht. Die Stellvertreter werden auch nicht aufgestellt, sondern stellen sich einfach nur zur Verfügung und beginnen nach ihren eigenen Gefühlen und Impulsen ein spontanes Rollenspiel. Die Stellvertreter erhalten dabei keinerlei Informationen über die aufgestellte Situation. Der aufstellende Teilnehmer muss auch die Stellvertreter nicht direkt aussuchen. Er kann einfach nur in die Gruppe rufen: „Wer möchte gerne die erste Rolle übernehmen? Wer die zweite?“ usw. So kann ausgeschlossen werden, dass die aufstellende Person sich intuitiv Leute aus der Gruppe aussucht, die den Familienmitgliedern in gewisser Weise entsprechen.
Wenn die Stellvertreter sich für die Aufstellung zur Verfügung stellen und das spontane Rollenspiel miteinander beginnen, entdeckt die aufstellende Person in den Verhaltensweisen der Stellvertreter meist sofort die Dynamik der eigenen Familie wieder. Die Problemsituation spiegelt sich eindeutig! Nun kann geforscht werden, indem den Stellvertretern Fragen gestellt werden und mit der ganzen Situation experimentell umgegangen wird, bis man eine Lösung für das Problem gefunden hat.
Die Gruppe und auch der Organisator stehen bei Bedarf dem jeweiligen Teilnehmer für seine Wünsche und Bedürfnisse beratend und einfühlend zur Verfügung. Es kann jederzeit frei mit dem Phänomen der „Gefühls-Telepathie“ von Stellvertretern experimentiert werden. Bei Freien Aufstellungen lassen sich erstaunliche Möglichkeiten einsetzen, wie z.B. „lösenden Elementen“, „Quelles des Lebens“, … .
Ist die Aufstellung beendet und gehen die Stellvertreter aus ihren Rollen, stehen nun also der Aufstellung nicht mehr zur Verfügung, dann beenden sich auch die entsprechenden Rollengefühle wieder.

Regeln

Hier ein paar Erklärungen zum Freien Systemischen Aufstellen, die wir jeden bitten zu verinnerlichen, der unsere Aufstellungsangebote nutzen möchte:

  1. „Frei“ bedeutet, dass die Aufstellung von demjenigen geleitet wird, der sein Thema aufstellt. Der Moderator (Jana oder Silvia) und die Gruppe können – ihren Impulsen folgend – dem Aufsteller Vorschläge anbieten, Anweisungen – wie beim geführten Aufstellen – gibt es jedoch nicht. Der Aufstellende hat immer die freie Wahl, die Angebote anzunehmen oder abzulehnen.
  2. Da jeder in eigener Verantwortung teilnimmt, bestimmt auch jeder die Grenzen seiner Aufstellung selbst. Der Aufstellen entscheidet selbst, wie weit er geht.
  3. Ebenso ist auch jeder andere Teilnehmer für seine Grenzen verantwortlich. Das beginnt schon damit, dass man frei wählt, ob man als Stellvertreter zur Verfügung stehen möchte oder nicht. Dazu gehört auch, dass (nach Ankündigung) jeder jederzeit wieder aus seiner Rolle aussteigen kann, wenn er nicht mehr länger zur Verfügung stehen, aus welchem Grund auch immer.
  4. Alles gehört dazu, weil alles was sich zeigt, der Lösungsfindung dienlich sein kann. Jeder Einwand, jeder Einwurf, jede Reaktion und jedes Gefühl von allen teilnehmenden Personen, selbst Geschehnisse innerhalb und außerhalb des Gruppenraums können Hinweise auf die Lösung des Prozesses sein. Daher ist jeder Teilnehmer aufgerufen, seine Impulse rücksichtsvoll kundzutun und alle auftauchenden Gefühle mitzuteilen, denn vielleicht führt die Wut, die Scham oder die Trauer, die er gerade wahrnimmt, zur Lösung des Problems.
  5. Als Moderatorinnen stelle wir Raum zur Verfügung, führen durch den Abend und sorgen dafür, dass die Aufstellung „frei“ bleibt; d.h., wir achten darauf, dass die vom Aufstellenden und Moderator gestellten Grenzen eingehalten werden. Ebenso werden wir zum Schutz des Aufstellers einschreiten, wenn die Stellvertreter keine Vorschläge machen, sondern Anweisungen aussprechen. Ansonsten sind wir Gruppenmitglieder wie jede oder jeder andere.

Alle Teilnehmer von unseren Aufstellungen erklären sich diesen Regeln einverstanden.