Der Karpaltunnel ist kein kurzer Weg durch einen Berg auf dem die Autos schnell die andere Seite des Gebirges erreichen. Es handelt sich trotzdem um eine kanalartige Röhre, die zwei Seiten verbindet.

Der Karpaltunnel (Canalis carpi) benennt einen Durchgang von Nerven und Muskeln an der Hand. Er liegt auf der Seite der Handfläche in Höhe des Gelenks und dient Muskeln und dem Hauptnerv der Hand als Durchlass. Am Handgelenk läuft der Nerv mit den Fingersehnen zusammen. So wird ermöglicht, dass die Hand gebeugt werden kann.

Wenn die Nerven in diesem Tunnel durch Verletzung, Überlastung oder Alterung geschädigt wurden, sind nächtliches Kribbeln an den Daumen-, Zeige- und Mittelfinger die ersten Anzeichen des so genannten „KTS“, des Karpal – Tunnel – Syndroms — eine Sehnenscheidenentzündung. Die Krankheit tritt in drei Viertel aller Fälle bei Frauen auf, beginnt meist an der rechten Hand und ergreift häufig etwas zeitlich verzögert auch die linke.

Ursachen des KTS sind stets in Entzündungen oder altersbedingten Veränderungen zu suchen, die den Tunnel verengen und damit den wichtigsten Handnerv drücken, einklemmen und Schmerzen verursachen. Die Gefühlsstörungen der Nacht können bis zur Taubheit von Daumen-, Zeige- und Mittelfinger führen. Bei Ignoranz des Problems ist Muskelschwund die Folge und die Hand kann nicht mehr kraftvoll zupacken.

Die Einflüsse des Alters auf Veränderung – auch an den Händen – sind sicher unvermeidbar. Sie können durch Verringerung eintöniger Belastungen (Computereinsatz mit Tastatur und Maus, einseitige Telefonhaltung, Belastung beim Radfahren) zurückgedrängt oder durch physiotherapeutische Behandlung (Bewegung und spezielle Massage) aufgefangen werden.

Nur ein Arzt kann die eindeutige Diagnose stellen. Er wird dazu die Messung der Nervenströme durch ein ENG / EMG veranlassen. Eine vorangehende Röntgenuntersuchung kann ebenfalls erste Hinweise geben.

Helfen können eine Therapie mit Vitamin B, frühzeitige Physiotherapie und eine nächtliche Lagerungsschiene für die Hand, um Aufschub vor einer Operation zu gewinnen.

Manchmal ist aber eine Operation unvermeidbar. Dabei wird dann bei einem meist ambulanten Eingriff der Nervenkanal erweitert, so dass nach einiger Zeit die volle Belastung der Hand wieder erreicht wird.

Therapie des KTS und wenn nötig die Operation dürfen aber nicht zu spät begonnen werden. Wenn bereits Muskelschwund eingetreten sein sollte, ist eine volle Wiederherstellung der Handfunktion oft nicht mehr zu erreichen. Risiken der Operation an den Händen liegen in der Verletzung kleiner Hautnerven oder in späteren Durchblutungsstörungen. Längere – bis zu acht Wochen andauernde Narbenschmerzen sind bei Handoperationen nicht ungewöhnlich und verschwinden nach etwas längerer Zeit. Bei der operativen Nachbehandlung wird häufig für etwa eine Woche eine Gipsschiene verordnet.

Ein besonderes Risiko sind die so genannten Rezidive, die durch Vernarbung und durch Wucherungen der Sehnenscheide entstehen. Dann kann eine Nachoperation unvermeidlich werden.

Die Belastung der operierten Hand darf nur ganz langsam wieder beginnen. Mindestens sechs Wochen sind einzuplanen. Eine Belastung liegt dabei schon vor, wenn etwas schwerer ist als eine Tasse Kaffee. In der Physiotherapie gilt hier die sonst eher ungewöhnliche Regel: Jede Art der Bewegungstherapie, egal ob sie eigenständig oder durch den Physiotherapeuten durchgeführt wird, darf niemals zu Schmerzen führen. Schmerzen im Rahmen dieser Therapie verlangsamen den Heilungsprozess.

In der Praxis Le-Muri sind wir auf präventive und postoperative Betreuung des Karpaltunnelsyndroms spezialisiert.

Silvia Hochmuth